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Kein Ort fuer Wunder v2

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JackCobi's avatar
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Literature Text

Ein altes Sprichwort sagt, dass man seine Probleme nicht im Alkohol ertränken könne.
Wie auch alles andere ist das auch nur eine fahle Halbwahrheit.

Sobald man erkennt dass man selbst das Problem ist, wird es plötzlich sehr einfach es zu ertränken.

So sitze ich nun hier in dieser Spelunke und ritze diese Worte in mein Notizbuch. Dabei versuche einfach nur dich zu vergessen, ein für alle male das letzte Bisschen der Last der Erinnerung zu tilgen.

Während mir der süßliche Rauch um mich herum in die Augen steigt und mir unter Tränen dein Bild ausbrennt,versuche ich mit billigem Alkohol den Geschmack deiner Lippen weg zu spülen oder zumindest zu überdecken.

Ob es nun der Scotch, der Whiskey oder Wodka ist spielt keine Rolle.
Alle versuchen sie erfolglos meinem Leben zu beweisen dass sie es sind die bitterer schmecken und schwerer zu schlucken sind.
Jedes Mal wenn ich drauf und dran bin es zu vergessen, höre ich diese leise Stimme sagen: Beim nächsten Stechen in der Brust sind es 3 Jahre.
Drei lange Jahre bist du nun schon fort, hast mich hier einfach zurück gelassen ohne auch nur für einen Augenblick Rücksicht zu nehmen.
Ich habe schon vor geraumer Zeit aufgehört mir den Kopf darüber zu zerbechen mit dem ich mir den Kopf zerbrechen will,
Ich hebe einfach meine Hand und bekomme mein nächstes Glas.
In einem Zug schlucke ich es herunter, bezahle und gehe.
Und in dieser Sekunde entfaltet der Schnaps seine Wirkung.

Die Tür schließt sich hinter mir zu und ich spüre einen kalten regnerischen Wind in meinem Gesicht, welcher mir noch die leicht salzige Luft von den gegenüberliegenden Bordellen zu weht.

Damals hätte ich wahrscheinlich in einem blankem Euphemismus erklärt  dass diese Luft den salzigen Tränen der noch verbleibenden Hoffnung entspringt.
Mittlerweile bin ich deutlich abgeklärter, ich weiß dass es einzig und allein dem lauwarmen Erguss entweicht und dort niemals ein Samen auf fruchtbaren Boden treffen wird.

Diese Mischung wird mir nur noch mehr schlecht und so schloss ich meine Jacke bis zum Kinn.
Mit jedem Schritt gewann der Alkohol an Wirkung und nahm mir jegliche Kontrolle.
Bereits an der Straße kann ich mich kaum aufrecht halten, aber versuche denn sie zu überqueren.
Der Regen geht ohne Ablass weiter auf mich herab als ich aus ich mich an dem Geländer einer Autobahnbrücke festkralle.
Wie Irrlichter ziehen die Autos unter vorbei und durchschneiden diese ewige Dunkelheit.
Mit dem letzten Foto von dir lehne ich mich über die Brüstung, will es weg werfen. Doch hänge ich so sehr an dir, dass ich die panische Angst davor habe, dass dieses Bild mich nach unten reißen wird wenn ich es los lasse.
Dieser kalte Regen in meinem Gesicht, ist meine einzige Möglichkeit mich noch halbwegs bei Verstand zu halten.
Mehr und mehr versucht versucht meine Umwelt mir dein Bild zu stehlen.
Mit aller mir verbliebenen Kraft halte ich an dir fest als der Mistral dich aus meinen nassen kalten Händen entreißt.
Zu sehen wie dein Bild von den streifenden Lichtern verschlungen wird raubt mir fast das letzte bisschen Kraft.
Schmerzen, mehr und mehr kommen die Schmerzen wieder.
Nun fordern die Nacht, die Nässe und Kälte ihren Tribut.
Ich habe keine Kraft mehr mich ihnen entgegenzustellen.
Mir wird klar dass ich Ruhe brauche.

Ich schwanke zur Haustür, versuche den Schlüssel zu finden.
Es dauerte eine Weile, ich vergesse immer wieder dass die Feinmotorik ab einem gewissem Pegel vor die Hunde geht.

Ich schaffe es dennoch die Tür zu öffnen, betrete den Hausflur und kämpfe mich Stufe um Stufe nach Oben.

Ich falle mehr gegen die Zwischentür als alles andere.
Von einer Sekunde auf die andere zieht sich in meiner Brust alles zusammen als meine Augen meine Haustür erblicken.

Du! Nach all der Zeit stehst du vor meiner Tür, hämmerst, schreist meinen Namen.
Weder kann ich verstehen warum, oder wie du dort hinkommst.
Aber das ist mir völlig egal.
Dort bist du, wie damals als wir uns das letzte Mal sahen.

Mit deinem kurzem schwarzem Haar, diesen roten Lippen und diesen unglaublichen blauen Augen.

Ich will mich bemerkbar machen, zurück rufen.
Mir fehlt einfach die Kraft.
Instinktiv drehst du deinen Kopf, siehst mich dort stehen.

Du siehst mich, greifst nach mir. Ich lasse mich fallen, direkt in deine Hände.
Ich bin tatsächlich überrascht, dass ich den Schmerz noch spüre während mein Kiefer auf die kalten Fliesen schlägt.
Ein letztes Mal weicht dein Name über meine Lippen.

Nein, hier ist kein Ort für Wunder.
Comments3
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DustTheWolf's avatar
Beeindruckende Geschichte, hatte sehr viel Vergnügen beim Lesen :)