literature

Kein Ort fuer Wunder

Deviation Actions

JackCobi's avatar
By
Published:
382 Views

Literature Text

Ein altes Sprichwort sagt, dass man seine Probleme nicht ertränken könne.
Wie auch alles andere ist das nur eine fahle Halbwahrheit.

Sobald man erkennt dass man selbst das Problem ist, wird es plötzlich sehr einfach es zu ertränken.

Und sitze ich hier in dieser Spelunke und ritze diese Worte in mein Notizbuch.
Und versuche einfach nur dich zu vergessen.

Während mir der süßliche Rauch dein Bild aus den Augen brennt, versuche ich mit billigem Alkohol den Geschmack deiner Lippen weg zu spülen.
Es ist der Wodka, der mit meinem Leben darum wetteifert mir zu zeigen was bitterer und schwerer die Kehle herunter gleitet.
Jedes Mal wenn ich drauf und dran bin es zu vergessen, höre ich diese leise Stimme sagen: Beim nächsten Stechen in der Brust sind es 3 Jahre.
Ich habe schon vor einiger Zeit aufgehört zu zählen das wievielte Glas das jetzt wohl war, ich hebe einfach meine Hand und bekomme mein nächstes Glas.
In einem Zug schlucke ich es herunter, bezahle und gehe.

Die Tür schließt sich hinter mir und ich spüre den kalten regnerischen Wind in meinem Gesicht, welcher mir noch die leicht salzige Luft von den gegenüberliegenden Bordellen zu weht.

Noch vor ein paar Jahren hätte ich mit lyrischer Poesie erzählt, dass diese Luft den salzigen Tränen der noch verbleibenden Hoffnung entspringt.
Mittlerweile aber bin ich aber etwas verklärter, ich weiß dass es einzig dem lauwarmen Erguss entweicht und dort niemals ein fruchtbarer Gedanken seien wird.

Durch diese Mischung wird mir nur noch mehr schlecht und so schließe ich meine Jacke bis zum Kinn.
Mit jedem Schritt gewinnt der Alkohol an Wirkung und nimmt mir jegliche Kontrolle.
Bereits an der Straße kann ich mich kaum aufrecht halten, aber versuche dennoch sie zu überqueren.
Ich sehe ein paar Lichter, warte bis sie an mir vorbei gezogen sind und gehe dann los. Vielmehr versuche ich es.
Der kalte Regen in meinem Gesicht, ist meine einzige Möglichkeit mich noch halbwegs bei Verstand zu halten.

Die Fahrzeuge ziehen mit lautem Hupen an mir vorbei, die Fahrer beschimpfen mich.

Und so stehe ich vor der Haustür, versuche den Schlüssel zu finden.
Es dauerte eine kleine Weile, ich vergesse immer wieder dass die Feinmotorik ab einem gewissem Pegel etwas zu leiden hat.

Ich schaffe es dennoch die Tür zu öffnen, betrete den Hausflur und kämpfe mich mit letzter Kraft zu meiner Etage.

Ich falle mehr gegen die Etagenflurtür als alles andere, dennoch kann ich einfach nicht glauben was ich dort sehe.

Du, nach all der Zeit stehst du vor meiner Tür und klingelst.
Ich frage mich nicht warum du hier stehst, oder was auch immer.
Dort bist du, wie damals als wir uns das letzte Mal sahen.

Mit deinem kurzem schwarzem Haar, diesen roten Lippen und diesen unglaublichen blauen Augen.

Ich will rufen damit du mich hörst, doch bekomme ich keinen Ton mehr raus.
Trotzdem, du drehst dich um und siehst mich.
Siehst wie ich mich kaum noch halten kann und falle.
Du läufst auf mich zu um mich zu fangen und ich lasse mich in deine Hände fallen.

Ich hatte es fast vergessen und bin tatsächlich überrascht, dass ich den Schmerz noch spüre während mein Kiefer auf die kalten Fliesen schlägt.

Dies hier ist nicht der Ort für Wunder.
Ein Freund wies mich vor kurzem darauf hin dass mein Schreibstil nicht sehr urban wäre.
Als er mir das sagte, hatte ich nur einen Satz im Kopf: Challenge accepted!
Comments0
Join the community to add your comment. Already a deviant? Log In